Regionalhistorische Schriften

Wenn die Bischofsurkunden zu deinen Vorfahren keine weiteren Informationen liefern, weil der Vorfahr in die Bedeutungslosigkeit abgetaucht ist, machst du mit regionalhistorischen Werken weiter. Oftmals findet man die nötigen Informationen in den Urkundensammlungen der örtlichen Klöster und Stifte. Dafür mußt du wissen, wo dein Vorfahr damals gewohnt hat und zu welchem Kloster er Beziehungen unterhielt. Vielleicht hat er sogar eins gestiftet. Diese Frage ist noch relativ leicht zu beantworten. Schwierig wird die Sache, wenn du wissen willst, ob die Urkundensammlungen bereits in gedruckter Form vorliegen. Hilfreich ist hier die Suche im Katalog des Bibliotheksverbunds. Manchmal stehen die Urkunden aber in Sammelwerken oder Jahrbüchern. Da kommst du nur durch Zufall drauf, wo die Urkundensammlung zu finden ist.

 

Zu einigen ehemals edelfreien Familien bietet die Literatur Schriften an, diese sind mit Vorsicht zu genießen. Sie sind gleichwohl als Quellenverzeichnis von hohem Wert. Du schaust dir also diese Schrift über deinen Vorfahren an, auch wenn dein Vater dich davor gewarnt hat, und notierst dir sorgfältig die Quellen, die der Autor benutzt. Dann schaust du dir die Quellen an und rechnest alles sorgfältig nach.

 

Ferner gibt es zahlreiche regionalhistorische Werke aus der Zeit ab etwa dem 17. Jahrhundert. Möglicherweise hat dein Vorfahr zu solchen Werken Informationen geliefert. Hinweise findest du in aktuellen historischen Schriften zum Adel in der betreffenden Region. Notiere dir auch hier sorgfältig die Quellen und lese sie.

Grabplatte zweier Bremischer Stiftsministerialer aus ehemals edelfreier Familie Anno 1592. Jeder der beiden führt auf seiner Seite die Wappen seiner acht Urgroßeltern.
Grabplatte zweier Bremischer Stiftsministerialer aus ehemals edelfreier Familie Anno 1592. Jeder der beiden führt auf seiner Seite die Wappen seiner acht Urgroßeltern.

Nicht nur Klöster und Stifte bewahren Urkunden des mittlelalterlichen Adels auf. In einigen Städten hielt damals der Stadtrat Bücher, in denen Register zu bestimmten Themen angelegt wurden, etwa Güterverkäufe, Schuldtitel, Eheverträge und dergleichen. Erkundige dich im Archiv oder in der Literatur, ob es solche Schriften gibt und wo du sie einsehen kannst.

 

Gegebenenfalls mußt du dich in die Wappenkunde oder Heraldik einarbeiten, um Fragestellungen zu klären. Literatur findest du im Bibliothekskatalog unter den genannten Stichworten.

 

Wenn du es einrichten kannst, dann suche die Orte auf, wo dein Vorfahr seinen Stammsitz hatte. Verschaffe dir einen Eindruck vom Charakter des Ortes. Besuche den Platz, wo der Stammsitz steht oder stand, schau dir die Kirche an, besuche auch die Klöster, die dein Vorfahr gestiftet hat, bzw. den Platz, wo sie gestanden haben. Unternimm Wanderungen oder Fahrradtouren in der Umgebung des Stammsitzes. Vieles, was dein Vater erzählt hat, wird dir auf diese Weise wieder einfallen.

 

Erkundige dich beim zuständigen archäologischen Museum über Ausgrabungen an den Plätzen, wo dein Vorfahr einen Sitz oder ein Kloster hatte. Informiere dich über die mittelalterliche Infrastruktur in dieser Gemeinde. Suche insbesondere nach Amtshäusern, Satelhöfen, Vorwerken und dergleichen. Rufe für das heutige Niedersachsen den NIBIS Kartenserver des niedersächsischen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie auf und suche dort unter "Themenkarten -> Bodenkunde" nach Böden, die für die mittelalterliche Landwirtschaft gut geeignet sind. Du erkennst sie an der Bodengüte, der Verbreitung von Lehm und Löß und am Vorkommen von Plaggenesch. Wenn du nicht genau weißt, wo dein Vorfahr seinen Sitz hatte, dann suche zuerst dort.

 

Rechne auch damit, daß die heutige Geschichtsschreibung den mittelalterlichen Namen für den Stammsitz deines Vorfahren mit einem benachbarten Ort ähnlichen Namens verwechselt. Ganz übel sind die Fälle, wo die herrschende Lehrmeinung fehlerhafte Stammtafeln aufstellt. Dies geschieht insbesondere beim Übergang vom edelfreien Grafen zum Ministerialen, weil dieser Wechsel oft auch mit einem Namenswechsel verbunden ist. Geh auf offensichtliche Fehler nicht weiter ein, sondern trage deine Herleitung vor, wie sie dir dein Vater mitgeteilt hat. Wenn dir die Namen in den Urkunden nicht weiterhelfen, um den Übergang zur Ministerialität nachzuweisen, helfen dir möglicherweise die Regalien und Lehnsrechte weiter. Das sind die Rechte, die in den Urkunden weitläufig aufgezählt werden: Hörige, Wind- und Wassermühlen, Nutzungsrechte an Wäldern und Gewässern und dergleichen mehr. Sie blieben beim Übergang in die Ministerialität oft in der Familie.

 

 

Regionalhistorische Schriften zum ehemaligen Erzbistum Hamburg/Bremen findest du im Digitalisierungszentrum der UNI Bremen.

Eine Literaturliste findest du hier als pdf-Datei.

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