familienforschung in Königs- und Bischofsurkunden

Wenn heraus hast, daß du einen Vorfahren hast, der im Mittelalter in der Politik mitgespielt hat, willst du wahrscheinlich genauere Informationen über ihn finden. Du machst dich auf die Suche nach mittelalterlichen Geschichtsquellen.

 

 Die schriftlichen mittelalterlichen Quellen wurden seit dem 19. Jahrhundert in der Reihe Monumenta Germaniae Historica in gedruckter, kritisch aufbereiteter Form herausgegeben. In dieser Reihe findet man außer Geschichtswerken von der Völkerwanderungszeit bis zum späten Mittelalter auch Gesetze, Urkunden, Briefesammlungen, Nekrologe sowie Dichtung. Diese Texte sind in lateinischer Sprache verfaßt. Sie liegen in digitalisierter Form in Internetauftritt der Bayrischen Staatsbibliothek vor. Wenn man eine Übersetzung möchte, findet man lateinisch-deutsche Ausgaben in der Reihe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt. Dort sind aber nicht alle benötigten Quellen zu haben. Falls man dort für die benötigte Quelle nicht fündig wird, kann man versuchen, ein Exemplar der Reihe „Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit“ aus einer Bibliothek auszuleihen. Diese Reihe bietet aber nur den deutschen Text. Wenn man in dieser Reihe auch nicht fündig wird, muß man entweder selbst eine Übersetzung anfertigen oder jemanden bitten, daß er es tut.

 

Wenn du wissen willst, ob das Geschichtswerk als Übersetzung zu haben ist, schaust du bei www.geschichtsquellen.de nach. Möglicherweise ist das Buch nicht mehr im Handel zu haben. Dann kannst du es in der nächsten Stadtbibliothek per Fernleihe anfordern, um es zu lesen.

 

Die Kaiser- und Königsurkunden findest du ebenfalls in der MGH-Reihe. Diese Urkunden sind ausnahmslos in lateinischer Sprache geschrieben und noch nicht übersetzt. Sie haben aber eine deutsche Zusammenfassung, ein sogenanntes Regest. Damit erhältst du auch ohne Lateinkenntnisse Informationen, in welcher Urkunde dein Vorfahr genannt sein könnte. Wenn du genaueres wissen willst, kommst du am Latein nicht vorbei. Das kleine Latinum reicht für den Anfang.

 

 Auch die Nekrologe können Hinweise auf deinen Vorfahren liefern.

 

Wenn du weißt, zu welchem Bistum dein Vorfahr gehört hat, kannst du das entsprechende Urkundenbuch nach ihm absuchen. Auch hier sind Lateinkenntisse erforderlich. Einige Urkundenbücher sind bereits als Digitalisate an unterschiedlichen Orten zu finden. Am besten schaust du unter Regesta Imperii nach, ob das benötigte Urkundenbuch bereits online ist. Unter Wikisource findest du ebenfalls die entsprechende Linkliste. Schau auch in den Urkundenbüchern der benachbarten Bistümer nach. Vielleicht erscheint dein Vorfahr dort als Urkundenzeuge für seinen Freund oder Verwandten am Ende der Urkunde.

 

Wenn du auf diese Weise über deinen Vorfahren schon recht gut Bescheid weißt, kannst du nachschauen, ob er in den Traditionslisten der Klöster auftaucht. Mit den Traditionslisten sind Güterverzeichnisse gemeint. Es handelt sich um Grundstücke und Rechte, die den Klöstern verkauft oder als Kreditsicherheit übereignet oder gestiftet wurden. In diesen Traditionslisten taucht zunächst nur der Vorname und bestenfalls noch der Titel des Stifters oder Verkäufers auf. Die Ortsnamen, die dort genannt werden, sind mindestens eigenartig. Du mußt dich deiner Erinnerungen an die Berichte deines Vaters recht sicher sein, um mit diesen Listen überhaupt etwas anfangen zu können, und du wirst auch nur die Eintragungen interpretieren können, zu denen du mündliche Erläuterungen hast. Alles andere bleibt auch für einen Historiker ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Auf diese Weise gelangst du etwa bis zum 15. Jahrhundert.

Linkliste Traditionsbücher

Traditiones Fuldenses

Traditiones Corbeienses